Universitätsbibliothek

Projekt NS-Raubgutforschung

Das Projekt "Untersuchung der 1945 aus der ehemaligen Luftkriegsakademie Gatow an die Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin übernommenen Bücher und Zeitschriften auf NS-Raubgut" lief vom 01.11.2012 bis zum 31.10.2015. Es wurde gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Das Projektteam umfaßte, unter der Leitung von Angelika von Knobelsdorff M.A., Fachreferentin an der Universitätsbibliothek, die beiden Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und ausgewiesenen Provenienzforscherinnen Dr. Cornelia Briel und Dr. Regine Dehnel, den Diplombibliothekar Michael Jurk und als Studentische Hilfskraft Christian Ulrich.

Hintergründe und Ergebnisse des Projektes werden hier dargestellt. Sie wurden außerdem im Rahmen der Ausstellung „KRIEGSWICHTIG! Die Bücher der Luftkriegsakademie Berlin-Gatow“ vom  01.10. bis 30.11.2015 in der Universitätsbibliothek der TU Berlin und in der dazugehörigen Begleitpublikation ausführlich erläutert (Geschichte der Vorbesitzer, Kontext des Raubes und Eingang in die Bibliothek der Technischen Hochschule). Die Begleitpublikation ist online auf dem Digitalen Repositorium der Universitätsbibliothek zugänglich und als Printausgabe im Universitätsverlag erhältlich.

Geschichtlicher Hintergrund

Teil der politischen, rassistischen und weltanschaulichen Verfolgung durch das NS-Regime 1933 – 1945 war die Beschlagnahme und Entziehung des Vermögens sowohl der verfolgten Einzelnen als auch von Vereinigungen und Organisationen, wie Gewerkschaften, linker Parteien und Freimaurerlogen. Entgegen Artikel 56 der Haager Landkriegsordnung raubten und zerstörten die deutschen Besatzer in den von ihnen eroberten Ländern Mittel-, West-, Ost und Südosteuropas in großem Umfang Kulturgüter, darunter auch Bücher und ganze Bibliotheken. Nutznießer dieser Raubzüge waren nicht allein die Büchersammelstellen parteiamtlicher Dienststellen, sondern auch die wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands und Österreichs.

Die Bibliothek der Technischen Hochschule Berlin (seit April 1946 Technische Universität Berlin) verlor infolge des Zweiten Weltkriegs nahezu ihren gesamten Literaturbestand. Mithin ist anzunehmen, dass darin heute kaum noch solche Bücher und Zeitschriften enthalten sind, die in der NS-Zeit von den diversen Dienststellen – Geheime Staatspolizei, verschiedene Ministerien, Wehrmacht – an wissenschaftliche Bibliotheken weitergegeben wurden. Gleichwohl besaß und besitzt die Universitätsbibliothek der TU Berlin Literatur, die vor dem Kriegsende 1945 erschienen ist. Diese gelangte durch Schenkungen und antiquarische Ankäufe vor allem in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg beim Wiederaufbau in die Bibliothek.

So überstellte ihr die britische Militärregierung im November 1945 ca. 10.000 Bände, die zuvor auf dem Gelände der ehemaligen Luftkriegsakademie in Berlin-Gatow lagerten. Stichproben im Jahr 2011 ergaben, dass sich unter diesen Büchern, Broschüren und Zeitschriften, die sukzessive in den folgenden Jahren in den Gesamtbestand der Universitätsbibliothek eingearbeitet worden waren, augenscheinlich NS-Raubgut befand.

Gemäß den „Grundsätzen der Washingtoner Konferenz in Bezug auf Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden“ von 1998 und der „Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz“ von 1999 sah sich die Universitätsbibliothek der TU Berlin verpflichtet, diesen Bestand, der mit Fug und Recht als eine „hidden collection“ bezeichnet werden kann, da die Bände im Gesamtbestand der Bibliothek erst ausfindig gemacht werden mussten, auf NS-Raubgut prüfen zu lassen.

Im Rahmen des oben beschriebenen Forschungsprojektes fahndeten die Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter nach den 1945 übergebenen Bänden und untersuchtes sie auf ihre Provenienz.

Projektergebnisse

2218 Bände waren im heutigen Bestand der Universitätsbibliothek noch auffindbar:

  • 342 wurden davon als NS-Raubgut-verdächtig bewertet,
  • bei weiteren 442 ließ sich diese Frage aufgrund des bisherigen Erkenntnisstandes nicht entscheiden,
  • die übrigen 1334 Bände sind mit großer Wahrscheinlichkeit als legale Erwerbungen zu betrachten.

Zu einem erheblichen Teil stammen die NS-Raubgutverdächtigen Bände aus den von Deutschland während des Zweiten Weltkriegs besetzten Gebieten und sind dort aus Bibliotheken – vor allem Militärbibliotheken – entführt oder geraubt oder anderweitig unrechtmäßig erworben worden.

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